Die Bundesliga-Boxer der Hamburg Giants knüpften im Nordderby beim BC Traktor Schwerin an die zuletzt starke Leistung in Schwedt an, mussten sich diesmal allerdings unglücklich mit 10:14 geschlagen geben. „Das ist besonders ärgerlich, da wir eigentlich ebenbürtig waren. Trotzdem bin ich wahnsinnig stolz auf die gezeigten Leistungen und kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, so Teammanager Christian Morales. Strittig waren die Urteile im Bantam- und Weltergewicht vor der Halbzeitpause, die dazu führten, dass Traktor wie schon im Hinkampf in der Elbmetropole erneut die Punkte entführte. Weiter geht es bereits am 17. März mit dem dritten Heimkampf der Saison gegen den amtierenden Vize-Meister von Hertha BSC, diesmal allerdings in der Alsterdorfer Boxsporthalle im Braamkamp 1.
Cheftrainer Anatoli Hoppe ist eigentlich ein ruhiger, in sicher gekehrter Mensch, so etwas wie der Ruhepol des Teams. Erst als Sportler und anschließend als Trainer erlebte der gebürtige Kasache bereits viele strittige Urteile. „Viele Entscheidungen des Kampfgerichtes kann ich nachvollziehen, heute war ich aber wirklich enttäuscht von den Urteilen und kann sie nicht erklären. Ich konnte nicht glauben, dass die Siege in die andere Ecke gegangen sind“, so Hoppe.
Besonders strittig waren die Urteile im ersten Kampf des Abends gegen Ahmed Aljabar sowie im vierten Fight gegen Berat Aciksari. Beide von Hoppe in Hamburg trainierten Polizei-Boxer feierten nach längerer Pause ihre Saisondebüts, wussten gegen starke Gegner im Ring allerdings zu überzeugen. Aljabar dominierte nach Anlaufschwierigkeiten zu Beginn den Afghanen Heshmat Karimi in der zweiten und dritten Runde, während der amtierende Deutsche Vize-Meister Berat Aciksari im Vergleich mit dem Niedersachsen Agon Gashi den ganzen Kampf über der aktivere, bestimmende Mann im Ring war und immer wieder Treffer setzte, das westfälisch-niedersächsische Kampfgericht aber für Gashi entschied. Auch die Suche nach Gründen blieb erfolglos, denn anders als beispielsweise im Fußball dürfen die Referees im Boxsport keine Auskunft über die Beweggründe für ihre Urteile geben, Supervisor Erich Dreke verwies auf die neuen Bewertungsrichtlinien: Klare Treffer, Technik und Taktik sowie Ringdominanz sollen demnach den Ausschlag für Sieg oder Niederlage geben. „Und letztlich haben bei der Bewertung die Punktrichter das letzte Wort, der Supervisor kontrolliert nur den regelkonformen Ablauf“, erklärt DBV-Vizepräsident Dreke weiter.

Das sich auch der Ungar Roland Gálos dem finnischen U22-Europameister Arslan Khataev geschlagen geben musste und diesmal nicht an seine zuletzt überragende Form anknüpfen konnte, war es wie sooft der in der Bundesliga noch ungeschlagene Leistungsträger Edison Zani, der den einzigen Hamburger Sieg vor der Halbzeitpause holte. „Wir haben mit drei Siegen geliebäugelt, um etwas Zählbares mitzunehmen. Das wäre möglich gewesen, wurde uns aber leider verwehrt“, so Morales.
In den vier noch folgenden Duellen in den schwereren Gewichtsklassen bot Naziri Piraki dem amtierenden Deutschen Meister Artur Ohanyan einen Kampf auf Augenhöhe und hatte den Schweriner am Rand einer Niederlage. Für den zweiten Giants-Sieg sorgte anschließend durch einen starken kämpferischen Auftritt Ammar Abbas, der im Vergleich mit dem unorthodox boxenden Razmik Harutyunyan im Halbschwergewicht sogar einem durch Kopfstoß erlittenen Cut in der zweiten Runde trotzte. „Harutyunyan ist sehr schwer zu boxen, da er teilweise unsauber wurde. Ammar hat es gut gelöst – trotzdem hatte ich vor der Urteilsverkündung etwas Angst, nachdem uns bereits die beiden Kämpfe vor der Halbzeit weggenommen wurden“, so Hoppe.
Trotz des Sieges von Ammar Abbas konnten die Schweriner auf dem Weg zum erneuten Sieg im Nordderby letztlich nicht mehr gefährdet werden. Max Degenhardt musste sich dem deutschen WM-Teilnehmer Igor Teziev vorzeitig geschlagen geben und auch der für Hamburg kämpfende Bayer Collin Biesenberger zog gegen den ukrainischen Europameister Viktor Vykhryst den Kürzeren. Bemerkenswert dabei allerdings erneut die Leistung des erst 20Jährigen, der vor zweieinhalb Jahren mit dem Boxsport begann. Durch seine Beweglichkeit ließ er, zum Unmut der Zuschauer in der Palmberg-Arena, die enttäuscht vom wenig zwingenden Auftreten ihres superschweren Hünen waren, nur wenig Treffer des erfahrenen Favoriten zu und egalisierte so wie schon im Hinkampf den eigentlich zu erwartenden Klassenunterschied.
Nach zuletzt drei Auswärtskämpfen in Folge, dürfen die Giants am 17. März in zwei Wochen wieder vor heimischen Publikum auf Punktejagd gehen. Gegen Hertha BSC Berlin kommt es dabei ab 19:00 Uhr zum Duell mit dem Deutschen Vize-Meister und Staffel-Mitfavoriten. Nachdem die ersten beiden Heimkämpfe in der Jahnhalle der HT16 stattfanden, ist diesmal die Alsterdorfer Boxsporthalle im Braamkamp 1 Austragungsort des Spektakels. Getreu dem Motto „Stadt als Stadion“ geht es diesmal in die Verbandshalle des Hamburger Boxsportverbandes, in der auch die Hamburger Meisterschaften ausgerichtet wurden. Karten für den Heimkampfknaller gibt es im Vorverkauf bereits online unter www.hamburg-giants.de.